[natalie schäfer]
ergüsse

Nehme ein
Bad
immer noch     überströmt

Esse    orangen und     wurst
gegen
die     armut und     leere

Male dir mit dem
farbstoff
ein     rünstig     rotes   bild

Überall spuren, nicht restlos
läuft
alles in gelenkten     bahnen

weiter

crauss.[blow up] entnommen aus dem gedichtband: "alles über ruth", lyrikedition münchen 2004

den frauen um
uns ging es gut: ruth hatte sich auf dem klo
verlaufen und madeleine versuchte
einem helden walzer beizubringen.
jetzt wird es schon wieder september, seufzte
lassen und bestellten zwei erdbeergetränke.

beiss die zähne zusammen, sagtest du,
weil du wusstest, wie betrunken ich von deinem lächeln
wurde. mensch augenstern, du hast dich eingebrannt, sang
jemand. nach dem dritten daiquiri dachte ich,
mein leben sei deins. dann wurde es kalt. einen
kuss noch, sagtest du, und ich wusste, es war
der letzte.

die frauen kamen
später ganz gross raus, und von dir erzählten
die leute, dass du ein glückliches leben führst
und deine tochter das gleiche lächeln
hat. und gestern sei deine frau
hier gewesen, auf der suche nach einem,
von dem du im traum sprichst.
weiter

val.b [tears in the rain]

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heiko.seelbach ["lass die tür offen lisa"]

Oh nein, nein, Scheiße nein, bitte nicht, nicht schon wieder.“
Lisa war aufgewacht und kniff ihre Beine sofort fest zusammen. Aber damit hielt sie nur die letzten Tropfen des warmen Strahls zurück, der sich nun als nasser Fleck unter ihrem Hintern und in der Pyjamahose ausbreitete. „Verdammte Scheiße“, dachte Lisa immer wieder und war wütend auf sich selbst.
Vorsichtig kroch sie aus dem Bett, schlich ins Bad, wo sie den feuchten Schlafanzug auszog und in ihrer Tasche in einem Plastikbeutel versteckte, den sie für Notfälle immer dabeihatte. Während sie sich mit dem Waschlappen Schenkel und Pobacken wusch, bekam sie immer mehr Angst, entdeckt zu werden.
„Wie krieg ich den Fleck im Bett bloß trocken, ohne dass Jan wach wird? Oh, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ich bleibe zum ersten Mal über Nacht bei Jan und pisse ihm das Bett voll!“
Lisa versuchte die Tränen zurückzuhalten. Nackt und zitternd stand sie in Jans Badezimmer und spürte, dass die letzten Tropfen nun auch raus wollten. Aber wenn sie jetzt die Toilette benutzte, würde Jan garantiert aufwachen.
„Trocken und sauber krieg ich den Fleck nie, ohne dass Jan was merkt. Warum bin ich nach dem ganzen Wein gestern Abend auch nicht mehr auf‘s Klo gegangen! Ich weiß doch, dass mir so was passiert. Scheiße! Aber danach war es so schön in seinen Armen einzuschlafen. Scheiß Wein! Das war das letzte Mal. Mann, Mann, Mann. Scheiße. Der Wein!“
Lisa schlich zurück zum Nachttisch. Im Schimmer der Zeitanzeige des Radioweckers ergriff sie die Flasche, in der noch gut ein Drittel roter Burgunder war.
Vorsichtig legte sie sich wieder zu Jan und spürte, wie sich der Wein an ihrem Po ausbreitete. Der Wecker zeigte zehn nach zwei, als sie ihre Augen schloss. Am nächsten morgen würde sie sich nicht an die strenge Stimme ihres Vaters im Traum erinnern können, die sie ermahnte, wenn sie auf Toilette ging.

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-see- [Hey, ihr jungen Götter, keine Angst, ist doch nur Spaß!]

Als die Intelligenz Gott zum Schafott führte,
zerbarst sein Glaube. Millionen Teilchen,
die uns seitdem beherrschen,
uns aussaugen,
Myriaden kleiner Teufel.
Klar, der Teufel steckt im Detail
Spuk in den Köpfen
Spuk überall
Ein Geist geht um und
Löst sich auf
Verbreitet sich
Über den ganzen Abend
Angebeteter Virus
Gepredigt von Neuzeitpriestern
tick tack tick tack
zum abendmahl gibt es schaumwein und hummer

tick tack tick tack
wunder werden nicht mehr gebraucht und
erst recht kein neochristus.
ein neo schon eher aber
nicht im sinne von post oder new oder
vielleicht gerade doch
Klar, der Teufel steckt im Detail
Spuckt in die Köpfe
Spuckt überall hin
Ein Geist geht um und
Löst uns auf
eingeschweißt in zellophan
gemeiselt in schachteln
EINDRÜCKE, IMPRESSIONEN,
bereit sich zu zerfleischen
bis in alle ewigkeit
Klar, der Teufel steckt
Auch in Dir.
Bis zum Heft
Rammt er sich immer wieder
In Dich hinein. Vom Anfang,
Bis in alle Ewigkeit.
Gesegnete Träume,
Amen.
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